Eifaer Sprit verhalf dem Ort zu großer Bekanntheit

In Diesem Bericht soll nostalgisch einer zunächst rätselhaften Flüssigkeit gedacht werden, durch die nach dem Zweiten Weltkrieg die bis dahin eher verträumte Ortschaft Eifa im idyllischen Gründchen den Bekanntheitsgrad eines Wallfahrtsortes erreichen sollte. Die ganze Region wurde in eine ArtGoldrausch versetzt und das betreffende Gebiet zu einemMekka für Sprit-Pilger.

Das Zauberwort hieß:Eifaer-Sprit

Was war geschehen?

Auf den – heute abgebauten – Gleisen der Gründchen-Bahn hatte bei Kriegsende die deutsche Wehrmacht einen Güterzug stehen lassen, der, wie sich bald herausstellen sollte, mit allerlei brauchbaren Gütern beladen war, die nun gewissermaßen herrenlos waren. Nach dem Mottowas niemandem gehört, gehört allen, machte man sich bald über die vielseitige Ladung her und entdeckte dabei unter anderem große Behälter mit einer unbekannten Flüssigkeit von öliger, schwarz-violett schillernder Beschaffenheit. Erst langsam sickerte durch, dass es sich hierbei um Waffentreibstoff für die „V-Raketen“ handeln müsse.Donnerlittchen dachten sich vor allem die Bauern, was Raketen antreibt, müsste doch auch Schleppermotoren zum Tuckern bringen!

Zum Leidwesen aller stellte sich heraus, dass die brenzlig riechende Brühe hiefür nicht taugte. Eigentlich seltsam! Hatte es nicht geheißen, den Sprit für die Panzer zur Ardennenoffensieve habe man seinerzeit aus umgewandelten Rhein- und Moselwein gewonnen? Durch diese Überlegung kam man auf die Idee, dieser geheimnissvolle Saft könne womöglich Alkohol enthalten. Dann müsste sich ein solcher doch daraus gewinnen lassen. Gedacht, getan. Nach dem MottoNot macht erfinderisch filterte man den unbekannten Stoff zunächst einmal durch die Aktivkohle, die noch massenweit vorhanden war. Ohne Erfolg. es änderte sich nichts an der Farbe und Beschaffenheit. Also versuchte man es mit Destillieren. Man bastelte die abenteuerlichsten Destillationsapparate und ging ans Werk. Und siehe da, man wurde „fündig„.

Aber mit Erfolg, der dieser Methode beschieden war, stellte sich bei vorsichtigen Zeitgenossen auch ein gesundes Misstrauen ein. Denn soviel wusste man: es gibt auch hochgiftige Alkohole, die bei Genuss zu Sehstörungen und sogar zur Erblindung führen können. Sicherheitshalber brachte man Flüssigkeitsproben in die Apotheke, um sie dort untersuchen zu lassen.

Dort hatte man natürlich die sagenhafte violett-schwarze Brühe schon längst unter die Lupe genommen. Durch mehrfache ( fraktionierte ) Destillation ließ sich daraus tatsächlich wasserklarer, trinkbarer Alkohol gewinnen, dem allerdings noch immer ein unangenehmer brenzliger Geschmack anhaftete, der vermutlich von nicht identifizierten Vergällungsmitteln herrührte.

Aber dieser kleine Schönheitsfehler kümmerte die Leute wenig. Man rückte diesem geringen Übel mit Aromen, essenzen und – soweit vorhanden – Zucker oder Süßstoff zu Leibe, um besagten Beigeschmack zu überdecken. Den Fertigprodukten, die auf dem Schwarzmarkt reißenden Absatz fanden, gab man die phantasievollsten und schmückensten Beinamen, wie Steinfirst-Geist, Edler vom Gründchen„, „Violetter Lump und andere Bezeichnungen mehr. So sehr die verschiedenen Sorten dem damals nocht gewöhnten Gaumen auch mundeten, so unangenehmer konnten sie einen hinterher aufstoßen. Denn bei jedem unvermeidlichen Rülpser entpuppte sie sich als das, was sie in Wirklichkeit waren: Raketentreibstoff. So rächte sich zwar die Zweckentfremdung oft mit einem üblen Nachgeschmack, aber wen störte das schon in einer Zeit, in der an allem Mangel herrschte, insbesondere auch an „edlen Tröpfchen“. Über alle Bedenken hinweg wollen wir daher diesen Trostspender in schwerer Zeit, dessen Urform man eingedenk des Fundortes den NamenEifaer Sprit gegeben hatte, ein ehrendes Andenken bewahren, in dem wir ausrufen: Prost, Eifaer Sprit!

Der Standort des beschriebenen Eifaer Sprit hatte sich in Windeseile in der hissigen Region herumgesprochen. So kamen Leute mit Handwagen, wieder andere mit Pferdegespannen, um sich das angeblich kostbare Getränk zu sichern.

Die am Bahnhof in Eifa stationierten Amerikaner waren des lebhaften Verkehrs zu den Tanks überdrüssig, worauf sie alle Tankwagen öffneten und die kostbare Flüssigkeit im Erdreich versickern ließen. Schon kurze Zeit später bemerkte man bei einem Brunnen, der gegenüber des Hauses scheuer plätscherte, einen sonderbaren Geruch. Nach einiger Zeit stellte man fest, dass es sich nur um den bekannten Eifaer Sprit handeln musste. Die auslaufende Flüssigkeit hatte wahrscheinlich die Wasserader des erwähnten Brunnens erwischt und trat nun mit Wasser vermischt mit diesem aus. Von dieser Zeit an konnte der Brunnen nicht mehr genutzt werden. Jahre später wurde bei der Anlage des Sportplatzes das austretende Wasser ( mit Sprit vermischt ) gesammelt und zur Spühlung der Hauptleitung der Drainage des Sprotplatzes genutzt.